Dian Fossey: Mutter der Berggorillas vor 30 Jahren ermordet - WELT (2024)

Wissenschaft Dian Fossey

Die letzte Begegnung der ermordeten Kriegerin

| Lesedauer: 4 Minuten

Von Jürgen Bätz

Dian Fossey: Mutter der Berggorillas vor 30 Jahren ermordet - WELT (1) Dian Fossey: Mutter der Berggorillas vor 30 Jahren ermordet - WELT (2)

Ihr Einsatz für die afrikanischen Berggorillas machte Dian Fossey weltberühmt. Entschlossen kämpfte sie gegen Wilderer, auch mit umstrittenen Mitteln. Dann wurde sie auf mysteriöse Weise umgebracht.

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Dian Fosseys Einsatz für den Schutz der wenigen Hundert verbliebenen Berggorillas in Afrika ist unbestritten. Die Affen in den Virunga-Bergen zwischen Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo waren für die amerikanische Forscherin jahrelang ihre Familie.

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Sie hat dafür gesorgt, dass die Welt von den Menschenaffen erfuhr und sich auch um deren Erhaltung sorgte. Doch ihren zunehmend umstritten geführten Kampf gegen Wilderer bezahlte Fossey vor 30 Jahren, am 27. Dezember 1985, mit ihrem Leben.

Noch heute spaltet Fossey die Gemüter. Für die einen war sie die selbstlose Retterin der Berggorillas, der erste Mensch, dem eine echte Kontaktaufnahme zu den Primaten gelang.

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Andere beschreiben sie als ichbezogene, unbeherrschte, am Ende ihres Lebens zunehmend isolierte und verbitterte Frau, die Wissenschaftskollegen brüskierte, Afrikanern mit Herablassung und Ablehnung begegnete und bei Wilderern auch nicht vor Racheakten und Selbstjustiz zurückschreckte.

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Die Einheimischen im ruandischen Teil der Virunga-Berge nannten Fossey „Nyiramacibili“ – die „Frau, die alleine in den Wäldern lebt“. Bereits Ende 1966 begann sie im damaligen Zaire (heute Demokratische Republik Kongo) mit der Erforschung der Berggorillas. Wegen eines Bürgerkriegs musste sie jedoch bald nach Ruanda ausweichen, wo sie ihre Forschungsstation Karisoke gründete.

Berggorillas noch immer gefährdete Art

In ihrem abgeschiedenen Haus dort verbrachte sie 18 Jahre ihres Lebens, sie nannte es in ihrer Autobiografie später ihr „Zuhause bei den Berggorillas“. Es war das Haus, in dem sie 1985 brutal mit einer Machete ermordet wurde. Das Verbrechen wurde nie ganz aufgeklärt, es wurde jedoch von einem Racheakt ausgegangen.

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Die Zahl der Berggorillas war Anfang der 1980er-Jahre auf etwa 250 zurückgegangen. Nach der jüngsten Zählung leben in den Vulkanbergen in Ruanda, im Kongo und im Bwindi-Nationalpark in Uganda inzwischen aber wieder rund 800 Tiere. Sie sind insbesondere von Wilderern bedroht, die zum Beispiel Kopf und Pfoten von erlegten Affen als Trophäen verkaufen. Zudem wird das Fleisch der Affen auch als sogenanntes Buschfleisch zum Verzehr verkauft. Die Art der Berggorillas gilt bis heute als „gefährdet“.

Die 1932 geborene Fossey hatte sich schon immer für Tiere interessiert. Ein Studium der Tiermedizin scheiterte aber an ihren schlechten Prüfungsergebnissen in Chemie und Physik. Der Traum, nach Afrika zu gehen und wilde Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu erleben, blieb und wurde nur noch stärker, nachdem die als Ergotherapeutin arbeitende Fossey während einer Afrikareise 1963 in Uganda erstmals Gorillas gesehen hatte.

Fossey nutzte rabiate Methoden gegen Wilderer

Sie bewarb sich bei dem berühmten Paläoanthropologen Louis Leakey um eine Stelle – und hatte Glück. Schon 1967 gründete sie in Ruanda die Forschungsstation Karisoke. „Ich konnte nicht wissen, dass ich mit dem Aufstellen von zwei Zelten in der Wildnis der Virungas die Grundlage dafür gelegt hatte, was eine international renommierte Forschungsstation werden sollte“, schrieb sie später.

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Für Fossey waren die Gorillas nicht nur Inhalt ihrer wissenschaftlichen Arbeit, sie wurden zu ihrem Lebensinhalt. Der Verlust von Tieren durch Wilderer erschütterte Fossey persönlich. Sie trauerte um tote Gorillas wie um Familienmitglieder. Daher startete sie einen regelrechten Kreuzzug gegen Wilderer und zerstörte nicht nur ihre Fallen, sondern ließ Berichten zufolge auch zur Strafe ihre Häuser und Felder niederbrennen.

Festgenommene Wilderer soll sie auch geschlagen und gepeinigt haben. Mit ihrem Vorgehen brachte sie nicht nur viele Menschen der Umgebung gegen sich auf, auch Wissenschaftler warfen ihr zunehmenden Fanatismus vor. Auch gegen Viehzüchter, deren Rinder in den Park wanderten, ging sie resolut vor. Ihre Stiftung spricht heute von der Phase „aktiven Artenschutzes“, räumt aber ein, dass „die Taktiken bei der örtlichen Bevölkerung nicht beliebt waren“.

Trotzdem gilt sie neben der Kanadierin Biruté Galdikas und der britischen Verhaltensforscherin Jane Goodall als eine der bekanntesten Primatenforscherinnen. Fosseys im Jahr 1983 veröffentlichte Autobiografie „Gorillas im Nebel“ wurde schnell ein Bestseller. Drei Jahre nach ihrem Tod 1985 wurde das Buch mit Sigourney Weaver in der Hauptrolle erfolgreich verfilmt.

Ein Doodle für Dian Fossey

Eine Schülerin Fosseys, Kelly Stewart, sagte einmal, der Tod der Wissenschaftlerin sei ein „perfektes Ende“ gewesen. „Sie sah sich selbst als eine Kriegerin, die hinausging, um den Feind zu konfrontieren. Sie hat immer über eine letzte Begegnung fantasiert.“ Auf eigenen Wunsch wurde sie hinter ihrer Hütte in Karisoke neben den Gräbern der von ihr geliebten Gorillas begraben.

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